Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Januar, 2018 angezeigt.

Die Angst von Afrins Christen vor einem Massaker

Unter Christen und Jesiden in der syrischen Region Afrin wächst die Furcht. Für den Angriff auf das Kurdengebiet hat die Türkei islamistische Kämpfer rekrutiert. Wo sie regieren, werden Nichtmuslime brutal unterdrückt. Alfred Hackensberger „Oh Mohammed, du bist unser Führer für immer“, skandierten die Kämpfer frenetisch ins Dunkel der Nacht hinaus. „Unser Treueschwur gilt dir, oh Allah.“ Dabei reckten die Männer mit ihren langen Bärten und Haaren bis auf die Schultern ihre Kalaschnikows in die Luft. Einige hoben den Zeigefinger als Zeichen des Tauwid, des Glaubens an den einzigen Gott. So machten sich die Soldaten der sogenannten Freien Syrischen Armee (FSA) Mut für ihren Angriff auf die Kurdenregion Afrin. Rund 5000 dieser Kämpfer sollen mit Unterstützung der türkischen Armee das Gebiet im Nordwesten  Syriens  erobern. Afrin wird von der syrischen Kurdenmiliz YPG kontrolliert, die von der Türkei als terroristische Organisation eingestuft wird. Denn sie ist eng mit der türkisch-ku

Erdogans Offensive ist Putins Triumph

Die Türkei greift Kurden im Norden Syriens an – aber die USA und das Assad-Regime halten still. Denn nur eine Macht hat die Fäden in der Hand: Russland. Dessen Masterplan hat perfekt funktioniert.   Alfred Hackensberger Immer neue Kolonnen von Lastwagen, Panzern, Artillerie und Soldaten überqueren von der Türkei aus die Grenze in die Region Afrin im Nordwesten Syriens. Die Armee und ihre Hilfstruppen haben im Kampf gegen die verhasste  Kurdenmiliz YPG  neue Fronten eröffnet, die türkische Luftwaffe intensivierte ihre Bombenangriffe. Zweifel lässt die Regierung in Ankara nicht aufkommen, auch wenn die am Freitag gestartete Offensive des Nato-Mitglieds nur langsam vorankommt – die Kurdenregion soll unter allen Umständen erobert werden. „Afrin wird erledigt. Es gibt kein Zurück“, verkündete Präsident Recep Erdogan kämpferisch und versicherte: „Wir haben ein Agreement mit unseren russischen Freunden.“ Allerdings ist dieses „Agreement“ alles andere als eine Übereinkunft oder eine Ab

Werden die Kurden in Nordsyrien geopfert?

Erstmals marschiert die Türkei im Kampf gegen Kurden mit Bodentruppen in Syrien ein. Doch das Regime in Damaskus und seine Helfer in Moskau halten still – und sogar Washington hilft seinen Verbündeten nicht.  Alfred Hackensberger Lange hatte die Türkei auf diesen Moment gewartet, am Sonntag um 8.05 war es dann so weit. Das türkische Militär und seine Hilfstruppen der Freien Syrischen Armee (FSA) starteten ihre Bodenoffensive in die Region Afrin. Damit führt die Türkei zum ersten Mal seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs eine groß angelegte Operation im Nachbarland gezielt gegen die Kurdenmiliz der YPG durch. Als Vorbereitung auf die Bodenoffensive hatten am Samstag nach türkischen Angaben 72 Kampfflugzeuge insgesamt 153 Bunker, Verstecke und Munitionsdepots zerstört. „Nahezu alle Ziele wurden getroffen“, versicherte der türkische  Premierminister Binali Yildirim  am Sonntag in Istanbul. „Je nach den Entwicklungen am Boden werden unsere Einheiten die notwendigen Schritte einl

Afrikas „Kinderwettlauf“ – und das Leiden der Frauen

Nirgends bekommen Frauen so viele Kinder wie in Afrika. Im Niger liegt die Geburtenrate bei fast acht Kindern. Das führt nicht nur zu Überbevölkerung und Armut – sondern zu gesundheitlichen Leiden. Auf der Terrasse einer kleinen Vorstadtvilla in Niamey, der Hauptstadt des Niger, sitzen drei Frauen ganz versunken ihre Arbeit. Geschickt treten sie die Pedale der Nähmaschinen und ziehen eine Naht nach der anderen in einen knallgelben Stoff mit blauen Streifen. „Wir produzieren hier Taschen, Schals und Tücher, um über ihren Verkauf etwas dazuzuverdienen“, erklärt Salamatou Traoré, eine 70-jährige Frau, die in ihrem hellblauen traditionellen Gewand 20 Jahre jünger wirkt. „Aber das Wichtigste unserer Produktion ist das hier“, wirft sie ein und zeigt auf einen Stapel von bunten Binden und Gummiunterhosen. „Das bekommen die Frauen von uns als Sofortmaßnahme.“ Madame Traoré, wie sie von allen respektvoll genannt wird, ist die Gründerin von Dimol, einer Nichtregierungsorganisation, die sic

„Der IS wird nie verschwinden“

Der IS ist im Irak und in Syrien besiegt – aber längst nicht am Ende, sagt der irakische Experte Hisham al-Hashimi. Die Kämpfer seien dabei, sich neu zu organisieren. Auch für Anschläge in Europa. Alfred Hackensberger „Zuerst Konstantinopel, dann Rom und al-Andalus.“ So lautete der Plan der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor drei Jahren. „Allah ermächtigt uns, die ganze Welt zu erobern“, hieß es sogar in einschlägigen Medien der Terrorgruppe. Aber Gott hat den IS bitter im Stich gelassen, wie es scheint. Denn das Jahr 2017 markiert die vernichtende Niederlage der Dschihadisten. Der Großteil der auf rund 50.000 geschätzten Kämpfer ist im Irak und in Syrien getötet worden. Der Rest ist auf der Flucht. „Das einst so mächtige Kalifat ist  ein einziger Scherbenhaufen “, sagt der irakische Terrorexperte Hisham al-Hashimi. „Der IS hat nahezu alle wichtigen Führer und Gründerväter des Kalifats verloren, dazu sein gesamtes Herrschaftsgebiet.“ Das Einzige, was von den drei

Plötzlich geht es den Iranern um das Ende des Mullah-Regimes

„Nieder mit dem Diktator“, rufen die Demonstranten: Völlig unerwartet sind im Iran Proteste gegen die Wirtschaftskrise in Ablehnung des Regimes umgeschlagen. Die von der Unterschicht gehasste Führungselite bestätigt die ersten Toten. Alfred Hackensberger Der Nahe und Mittlere Osten kommt nicht zur Ruhe. Seit dem „arabischen Frühling“ entstehen immer neue Konflikte. Nach Syrien, dem Irak, Jemen, Bahrain und Katar trifft es nun den Iran. Völlig unerwartet sind dort Proteste gegen das religiöse Regime ausgebrochen. „Nieder mit dem Diktator“ und „Tod dem Präsidenten“, das rufen seit vier Tagen Demonstranten in zahlreichen Städten der islamischen Republik. Die Regierung sprach von „ausländischen Initiatoren“ und „Konterrevolutionären“. Die Bürger wurden vor „illegalen Zusammenkünften“ gewarnt. Aber die Menschen scheinen sich nicht abschrecken zu lassen. Die Proteste weiten sich von Tag zu Tag aus. Am Samstag war es sogar in der bisher ruhig gebliebenen Hauptstadt Teheran zu Zusamme

„Ein Marshall-Plan ist auch Wunsch von Angela Merkel“

Mahamadou Issoufou, der Präsident Nigers, sagt, dass Afrika jährlich 600 Milliarden Dollar Hilfsgelder brauche. Davon würden auch entwickelte Länder profitieren, denn Armut sei eine Ursache für Terror und Migration. Alfred Hackensberger DIE WELT:  Vor Kurzem gingen die Bilder eines Sklavenmarktes in Libyen um die Welt. Sie waren der erste afrikanische Staatsmann, der darauf mit scharfer Kritik reagierte. Wird die unzumutbare Situation der Migranten in Libyen Thema auf dem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union und der EU sein? Mahamadou Issoufou:  Die Berichte über den Verkauf von Migranten haben mich und die gesamte afrikanische Öffentlichkeit schockiert. Denn man dachte, diese Zeiten gehörten längst der Vergangenheit an. Selbstverständlich wird  Libyen  den Gipfel beeinflussen. Das Treffen ist auf die Jugend fokussiert. Es ist die Jugend, die nach Europa emigriert und Opfer dieser Abscheulichkeiten wird. Es handelt sich um Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die vom  Internatio